Eine Wanderung an der Bille entlang gehört zu den beliebtesten Touren im Sachsenwald. Im Frühjahr hat das Billetal zwische Aumühle und Witzhave einen ganz besonderen Reiz. Die Natur ist bereits erwachst, leichtes Grün schimmert in den Auwäldern während die Sicht auf die Bille noch nicht zugewachsen ist.
Im Nordwesten wird der Sachsenwald durch das Billetal begrenzt. Die Auwälder der Bille mit den angrenzenden Buchenwäldern bilden einen wertvollen Lebenraum für eine reiche Tierwelt. Selbst Wasseramsel und Eisvogel sind hier zuhause. Und im klaren Kaltwasser der Bille leben sich Bachforelle, Elritze und Äsche. Seit 1987 steht dieses Gebiet unter Naturschutz. Die Nähe zum gastronomischen Hotspot Aumühle macht das Naturschutzgebiet am Wochenende jedoch zur Flaniermeile. Dann sind die Regeln eines Naturschutzgebietes faktisch aufgehoben. Wer auf dem Wanderweg durch das Billetal Naturerlebnis und Ruhe sucht, sollte am Wochenende sehr früh aufstehen oder auf die kalte Jahreszeit ausweichen.
Der hier vorgestelle Weg an der Bille entlang wird auch Eisvogelweg genannt. Ich werde diese Bezeichnung erst benutzen, wenn ich den ersten Eisvogel mit eigenen Augen gesehen habe. Der Eisvogelweg hat die Nummer 1 von sechs offiziellen Wanderwegen. Alle sechs Wege finden sich auf der offziellen Sachsenwald-Webseite mit einer PDF-Datei zum Download. Ich rate allerdings davon ab, sich unterwegs auf die Nummern zu verlassen. Die Forstverwaltung im Sachsenwald hat andere Prioritäten als das Auffrischen der Wegweiser. Den Eisvogelweg kann man allerdings kaum verfehlen, weil er durch hunderttausende Besucher über die Jahre hinreichend ausgetreten ist.
Die Bille ist für mich ein besonderer Fluss. An und mit ihr bin ich groß geworden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir als Kinder in der Bille gebadet haben. Das Bergedorfer Gehölz und der Reinbeker Krähenwald waren unser Revier. Die Bille dazwischen mussten wir häufig durchqueren, was am besten in der Furt ging, die an der Unteren Bahnstraße in Wentorf gelegen war. An der Bille ging es entlang, wenn wir im Sommer von Wentorf zum Wohltorfer Tonteich gegangen sind. Und die Bille war Ziel vieler Klassenwanderungen, denn große Klassenreisen wären bei den meisten Familien finanziell nicht drin. Diese Erinnerungen prägen meinen Blick auf die Bille, über die mein Freund Berndt Fischbek 2016 ein Buch geschrieben hat. Wer mehr über diesen Nebenfluss der Elbe wissen will, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.
Ich werde in diesem Blog noch häufiger über das Billetal schreiben, weil es in jeder Jahreszeit ein lohnenswertes Ziel ist. Meistens starte ich in am Mühlenteich in Aumühle, wo es dann an der Bismarckmühle vorbei hinunter zur Bille geht. Dieses Mal beginnt die 13 km lange Wanderung auf dem Parkplatz am Schloss Friedrichsruh, geht zunächst ein Stück an der Schwarzen Au entlang und führt dann nach rechts durch den Baukamp und den Fahrenhorst zur Bille. Hier die Tour auf der Karte:
Download Tour Friedrichsruh - Billetal - Witzhaver Viert (310 Downloads)
Wir starten unsere Tour am Schlossparkplatz Friedrichsruh (Garten der Schmetterlinge), wo uns die „Sachsenwaldpromenade“ an der Schwarzen Au entlang in den Baukamp führt. Die kleine Schwester der Bille bildet hier einen besonders reizvollen Auwald mit den typischen Schwarzerlen. Die Auwälder stehen hier als Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet) unter besonderem gesetzlichen Schutz.
Von der Schwarzen Au geht es halbrechts hoch in den Baukamp, wo wir uns immer westlich halten. Der Waldweg führt zunächst durch sehr reizvollen Buchenwald, quert die Lindenallee und geht dann durch den Fahrenhorst bis wir an der Fürstenbrücke nach Sachsenwaldau die Bille und den Billewanderweg erreichen, der hier auch Eisvogelweg heißt.
Nach der obligatorischen Foto-Session an der Brücke halten wir uns rechts und haben nun ca. 4 km Genusswanderung vor uns, die Bille immer im Blick.
Kurz vor Abschluss unserer Frühjahrswanderung im Billetal können wir bei Witzhave auf dem anderen Ufer der Bille noch einen Blick auf die Parkbesitzung Forellenau werfen. Ein Hamburger Kaufmann beauftragte 1910 den Landschaftsarchitekten Rudolph Jürgens mit der Anlage einer Parkanlage am Sachsenwald. In idealistischer Überhöhung wurde hier am Oberlauf der Bille eine Flusslandschaft modelliert, die sich am Stil englischer Gärten orientierte. Die drei Häuser dieser Anlage (hier zwei davon) wurden im Art-Deco und Heimatstil errichtet. Das Anwesen befindet sich noch immer im Besitz der Kaufmannsfamilie, die dieses gartenbauliche Juwel mit offensichtlicher Liebe zum Detail pflegt.
Kurz hinter der Forellenau erreichen wir die Autobahn 24 Hamburg-Berlin, die eine schmerzliche Wunde durch den Sachsenwald geschlagen hat. Die Geschichte dieser Streckenführung wird noch in einem eigenen Artikel dieses Blogs zu erzählen sein.
An der Autobahn, die hier mit einer potthässlichen Talbrücke das Billetal überquert, geht es durch die Schadenbek zum Witzhaver Viert, in dem die alte Försterei gleichen Namens gelegen ist.
Vom Witzhaver Viert führt die Wanderung durch die Douglasien des Braken zurück zu Baukamp, wo wir wieder auf die „Sachsenwaldpromedade“ an der Schwarzen Au treffen, die uns zurück nach Friedrichsruh bringt.
Wald und Wasser machen an vielen Stellen den besonderen Reiz des Sachsenwaldes aus.