Wer im Sachsenwald auf Wegweiser vertraut, ist verloren. Dieser Artikel zeigt, welche klassischen und digitalen Möglichkeiten zur Orientierung im Sachsenwald zur Auswahl stehen.

Eigentlich habe ich gedacht, das Thema sei längst tot. Aber auf meinen Wanderungen im Sachsenwald treffe ich immer wieder auf Mitmenschen, die sich hoffnungslos verlaufen haben. Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes keine Peilung mehr, wie es wieder zurück zum Auto geht. Andere stellen verwundert fest, dass Google Maps nicht funktioniert, weil ihr Smartphone kein Netz mehr findet. Die gute Nachricht vorweg: der Sachsenwald ist zu klein, um darin verloren zu gehen. Allerdings ist er groß genug, um sich darin zu verlaufen und am Ende nicht am erhofften Ziel anzukommen. Darüberhinaus gibt es viele Wege, die entweder im Morast, einer dichten Schonung oder einem Schutzgebiet enden. Wer sich an den Touren orientiert, die ich im Sachsenwaldblog vorstelle, kann davon ausgehen, von diesen Unbillen verschont zu bleiben.

Aber trotz bester Planung können plötzlich Wege oder ganze Gebiete wegen Brutschutz, Forstarbeiten oder Jagd gesperrt sein und so die beste Tourenplanung durcheinanderbingen. Das Wetter kann plötzlich wechseln oder, im besseren Fall, eine besonders schöne Waldallee lockt von der ursprünglich geplanten Route fort. Besser, man hat für diese Fälle eine Karte dabei, kann diese auch lesen und ist mental und zeitlich immer auf eine Planänderung vorbereitet.

Bille-Wanderweg

Weil ein Teilstück des Billewanderweges im Großen Braak wegen Versumpfung gesperrt war, musste diese Umleitung genommen werden. Schlagartig waren die Markierungen des Wanderweges nutzlos. Besser, man hat für solche Fälle eine Karte zur Hand, damit man nach dem Ausflug ins Dickicht wieder zurück zum Weg findet.

Welche Kartenwerke kann ich zur Orientierung im Sachsenwald empfehlen?

Zunächst möchte ich auf eine besondere Eigenart des Sachsenwaldes hinweisen: Wer hier gut markierte Wanderwege wie in den Urlaubsregionen Deutschlands erwartet, wird enttäuscht. Die meisten Wege im Sachsenwald sind namenlos, Schilder und Wegweiser sind absolute Mangelware. Eine Ausnahme bildet der Eisvogelweg, der als stark frequentiertes Naturschutzgebiet gut beschildert ist. Das sollte bedacht werden, wenn eine herkömmliche Karte in Betracht kommt, denn die ist zur Orientierung im Sachsenwald ziemlich nutzlos, wenn der eigene Standort nicht bekannt ist. Dabei ist der Sachsenwald gut kartiert: Es gibt die historischen Namen der Forstorte und bereits 1906 wurde der gesamte Wald in forstwirtschaftliche Abteilungen, den sogenannte Jagen, mit eindeutiger Numerierung gegliedert.

Klassisch: Die Karte aus Papier

Wer trotzdem mit klassischer Karte losziehen will, sollte einen Kompass (Smartphone) dabei haben und wissen, wie ein Standort bestimmt und eine Landkarte ausgerichtet wird. Orientierung im Sachsenwald bieten grundsätzlich drei Karten:

  • Ein Ausdruck der Tour am heimischen PC
  • Die Kompass-Wanderkarte KV WK 722 Herzogtum Lauenburg 1:50.000
  • Die amtliche Karte des Landesvermessungsamtes Sachsenwald 1:25.000

Wer den Sachsenwald bereits kennt und nur eine Gedächnisstütze braucht oder einen kleinen Spaziergang plant, mag mit der selbst gedruckten Karte auskommen. Auf der von Bismarck’schen Sachsenwald-Webseite stehen z.B. die sechs offiziellen Wanderwege des Sachsenwaldes als herunterladbare PDF-Dateien zur Verfügung. Ansonsten will ich vom Eigenausdruck gleich abraten, weil dieser in jeder Hinsicht billig ist. Wenn das selbst bedruckte Blatt einmal feucht geworden oder dreimal geknickt und wieder auseinandergefaltet wurde, beginnt das Papier zu reissen, die Tinte zu verwischen oder der Toner abzublättern. Und der meist unbekannte Maßstab der Eigendrucke machen die Orientierung im Sachsenwald ohnehin zur Glückssache.

Seit Jahrzehnten ein Klassiker: Wanderführer und Karten vom Kompass Verlag.

Dank großem Maßstab viel drauf. Weniger wäre hier mehr.

Kompass Wanderkarte

Die Kompass Wanderkarte deckt den gesamten Kreis Herzogtum Lauenburg ab und wäre mein Favorit für Radtouren. Die Papierqualität ist hervorragend, der Herausgeber verspricht Wetterfestigkeit. Leider ist der Maßstab 1:50.000 nicht so gut zum Wandern geeignet, der gesamte Sachsenwald bedeckt gerade die Fläche einer DIN A4 Seite.

Aber die Wege sind auch in den ehemaligen Jagdgattern vollständig und alle Forstorte sind verzeichnet. Ich habe den Sachsenwald herausgeschnitten und habe diesen Ausschnitt jetzt immer als Übersichtskarte dabei. Ein wichtiger Pluspunkt der Kompass-Karte ist die Kompass-App, mit der man sich die Karte auf das Smartphone laden kann. Dazu weiter unten.

Sonderkarte Sachsenwald

Empfehlenswert zum Wandern ist die Sonderkarte Sachsenwald 1:25.000 vom Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein. Ihr Maßstab ist zum Wandern genau richtig. Leider hat sie nicht die Papierqualität von Kompass. Es ist jedoch die einzige Karte, in der nicht nur alle Wege imd Pfade, sondern auch die Forstorte und Jagen verzeichnet sind. Darüber hinaus enthält sie auch alte Landmarken. Leider ist diese Karte aber vergriffen und nur noch im Antiquariat erhältlich. Auf meiner Karte ist z.B. die Autobahn Hamburg-Berlin noch in Planung.

Die amtliche Karte vom Landesvermessungamt. Gut, aber veraltet und nur im Antiquariat erhältlich.

Die amtliche Karte bietet alle Informationen, die man zur Planung und unterwegs braucht.

Modern: Die digitale Karte

Diese beschränkten Alternativen machen deutlich, dass die klassische Wanderkarte ein Auslaufmodell ist, das früher oder später das gleiche Schicksal wie der patentgefaltete Falkplan ereilen wird. Auch stockkonservative Wanderer werden zur Orientierung im Sachsenwald nicht an der Digitalisierung vorbeikommen. In den letzten Jahren hat sich auch ein breiter Markt an digitalen Kartendiensten entwickelt, der sich in zwei grundsätzliche Segmente unterteilen lässt:

  • Spezielle Outdoor-Navigationssysteme von Garmin oder Magellan
  • Navigations-Apps für Smartphones

Seit 9 Jahren mein treuer Begleiter: Das Garmin eTrex30.

Ourdoor Navigationssysteme

Garmin und Magellan sind die Marktführer bei den Outdoor Navis. Die Geräte haben eine Preisspanne von 100-700 Euro. Ich selbst benutze zur Orientierung im Sachsenwald ein GPS-System der unteren Preisklasse, was für Eintagestouren in bewohnten Gefielden ausreicht. Mein inzwischen veraltetes Garmin eTrex 30 versieht seit über neun Jahren klaglos seinen Dienst, in jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter. Mit dem eTrex 32x gibt es längst einen Nachfolger. Diese Klasse von Geräten bieten gegenüber den Smartphone-Apps einige Vorteile:

  • Sie sind mechanisch sehr solide und wasserdicht.
  • Ihre Batterielaufzeit ist wesentlich länger als bei Smartphones.
  • Sie funktionieren überall und auch dort, wo kein Mobilfunknetz verfügbar ist.
  • Sie haben eine PC-Software zur eigenen Planung von Routen.
  • Es gibt inzwischen auch freie Kartenwerke (z.B. Openstreetmap), die sich auf die Geräte und Planungssoftware laden lässt.

Die GPS-Geräte sind jedoch teurer als Smartphone-Lösungen und erfordern mehr Aufwand bei der Einrichtung. Auf Dauer wird mit ihnen wohl nur glücklich, wer sie regelmäßig und häufig nutzt.

Smartphone Apps

Die meisten Wanderer werden heute mit einer Smartphone-Lösung auf Tour gehen wollen. Hier rate ich zunächst grundsätzlich von allen Online-Diensten ab, die beim Wandern eine Internetverbindung benötigen. Der Sachsenwald wird sowohl von T-Mobile als auch von Vodafone nur lückenhaft abgedeckt und das Signal ist teilweise schwach. Das hat zur Folge, dass der Akku des Smartphones sehr schnell leer ist, wenn die Datendienste dauernd eingeschaltet sind.

Besser geht es mit einer App, die auch offline funktioniert, d.h., wenn das Smartphone im Flugmodus oder mit ausgeschalteten Datendiensten betrieben wird. Natürlich muss das Smartphone dann über einen GPS-Empfänger verfügen. Aus dem Angebot solcher Apps stelle ich vier Dienste stellvertretend vor:

  • Google Maps bzw. die vorinstallierte iOS-Map
  • OpenStreetmap
  • Kompass-App
  • Komoot

Terra Incognita. Google Maps ist zur Orientierung im Sachsenwald kaum zu brauchen.

Die vorinstallierte iOS-Map ist nicht besser als Google Maps.

Google Maps und iOS-Maps

Beide Apps sind für die Navigation im Straßenverkehr hervorragend geeignet. Leider versagen sie bei der Orientierung im Sachsenwald auf voller Breite. Nur die Hauptwege sind verzeichnet, weitere Informationen sind Fehlanzeige.

Zum Wandern kann es daher keine Empfehlung geben.

OpenStreetMap

OpenStreetMap (OSM) st ein im Jahre 2004 gegründetes internationales Projekt mit dem Ziel, eine freie Weltkarte zu erschaffen. Jeder kann mitmachen und Informationen einspeisen. Das Ergebnis ist ein offenes und damit kostenloses Kartenwerk, in dem auch fast alle Wege des Sachsenwaldes enthalten sind.

OpenStreetMap bietet verschiedene Karten an. Ich empfehle die Fahrradkarte, weil dort auch alle Forst- und Nebenwege eingetragen sind. Besonders detailreich ist die Mountainbike-Karte OpenMTBMap, wo es für Spendenbeiträge an das Projekt auch guten Support gibt. Diese Karte lässt sich auch in Garmin-Navigationsgeräte laden. Ausnahme sind (noch) die Gebiete, die bis 2020 als Wildgatter für die Öffentlichkeit gesperrt waren.

OpenStreeMap.org ist eine online-Anwendung. Es gibt auch Apps für Android und iOS, mit denen beliebige Ausschnitte der Weltkarte heruntergeladen und dann auch offline genutzt werden können. Ich selbst nutzte OpenStreetMap zur Planung meiner Touren im Sachenwald am PC und kann sowohl das Projekt als auch die Karte empfehlen.

Die OpenstreeetMap ist zur Orientierung im Sachsenwald gut geeignet. Bis auf die ehemaligen Wildgatter ist das Gebiet vollständig markiert.

Komoot baut auf OpenstreetMap auf, bietet aber zusätzlich die Tourenvorschläge und Tipps der Komoot-Community.

Komoot

Komoot ist eine Outdoor-App, deren Kartenwerk auf OpenStreetmap aufbaut. Allerdings gibt es die Karten auf der App nicht kostenlos. Komoot finanziert seine Infrastruktur durch den regionsweisen Verkauf von Karten für das Mobiltelefon. Dafür enthält die App jedoch zusätzliche Informationen und Tourenvorschläge, die in OpenStreetmap nicht enthalten sind. Ein Tipp: Wer Komoot nur für den Sachsenwald nutzen will, kann die Region Herzogtum Lauenburg als erstes Kartenpaket kostenlos laden.

Wer sich als sogenannter Pioneer auf Komoot engagieren will, kann die eigenen Touren mit der Community teilen. Von solchen Beiträgen lebt das System. Wer Pioneer werden will, muss allerdings ein wenig Arbeitszeit und Erfahrung einkalkulieren, bis das Hochladen einer Tour mit den Beschreibungen (Highlights) flüssig klappt.

Die im Sachsenwaldblog vorgestellten Touren sind (noch) nicht in Komoot verfügbar.

Kompass-App

Die kostenlose Kompass-App nutzt standardmäßig ebenfalls die OSM-Karten.

Der Clou: Wer eine klassische Kompass-Papierkarte gekauft hat, kann diese über einen Code in die Kompass-App laden und dann auch offline nutzen. Damit steht eine hervorragende Wanderkarte als App zur Verfügung. Nicht nur die von Kompass bereitgestellten Wandervorschläge, sondern auch eigene Touren (oder die aus dem Sachsenwaldblog) können als GPX-Datei geladen und dann angezeigt werden.

Obwohl ich die Registrierung der Karten etwas umständlich finde (man braucht auch ein Kundenkonto), ist die Kompass-App ein überzeugendes Produkt und mein Favorit von den vorgestellten Apps..

Vorbildlich: Die Kompass-App bietet nach Registrierung alle Informationen der gekauften Papierkarte.

Etwas Wasser in den digitalen Wein

Bis auf die Kompass-App mit der gekauften Lauenburgkarte fehlen in allen vorgestellten digitalen Systemen, auch den GPS-Systemen, die Jagen und die Forstorte. Wer also nach dem Baukamp, dem Kupferberg, dem Neukamp oder der Schwarzen Riede sucht wird in diesen Systemen nicht fündig. Ich finde diesen Mangel gravierend, denn bei fehlenden Wegebezeichnungen ist die Jagennummer oder der Forstort die einzige Möglichkeit, einen bestimmten Ort im Sachsenwald zu benennen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Digitalisierung zwar alles digital, aber nicht immer alles besser macht.

Für alle Smartphone-Lösungen gilt auch, dass sie bei dauerhafter Nutzung schnell den Akku leersaugen. Ich würde bei der Nutzung solcher Apps vorsichtshalber eine Powerbank mitnehmen. Sonst ist am Ende nicht nur die Karte, sondern auch das Telefon nutzlos.

Es gibt noch ein digitales System, den Digitalen Atlas Nord vom Landesvermessungsamt Schleswig Holstein, in dem die Forstorte des Sachsenwaldes verzeichnet sind. Diese Karte lässt sich jedoch nur online nutzen und enthält weder Routenplanung noch Navigationsystem. Auch sind die Forstorte nur im Maßstab kleiner als 1:4.500 sichtbar und die Jagen sind dort überhaupt nicht kartiert. Damit ist diese Karte für Wanderer leider nicht geeignet.

Die Touren im Sachsenwaldblog

Die im Sachsenwald vorgeschlagenen Wandertouren werden auf lizenzkostenfreien OSM-Karten dargestellt, wie im Beispiel links der Billewanderweg. Auf der Karte sind dann sowohl die Wegstrecke in schwarz, als auch die relevanten Forstorte in blau markiert. Die Karte lässt sich mit dem Doppelpfeil oben rechts im Full-Screen-Modus umschalten, mit ESC-Taste oder Mausklick auf das Kreuzchen oben rechts geht es wieder zurück. Der Maßstab lässt sich vergrößern und verkleinern und der Kartenausschnitt kann mit der Maus verschoben werden.

Die Karten im Sachsenwaldblog ersetzen kein Navigationssystem! Touren und Forstorte können jedoch als GPX-Datei herunterladen und dann in einer der vorgestellten Apps oder einem GPS-Navigationssystem offline genutzt werden. Zum Download der GPX-Datei findet sich unter der Karte ein Link.