Vorbemerkungen

Gastronomie im Sachsenwald

Rund um den Sachsenwald gibt es viele nette Restaurants, die es zu entdecken lohnt. Ich werde hier im Sachsenwaldblog alle mal in loser und zufälliger Reihenfolge vorstellen und berichten, wie ich den Besuch empfunden habe. Ich gehe übrigens inkognito essen und bezahle Speis und Trank selbstverständlich selbst.

Corona

Wir befinden uns in der Corona-Pandemie, die für alle gastronomischen Unternehmen eine existenzielle Herausforderung ist. Während die Fixkosten weiterlaufen, dürfen Lokale nur eingeschränkt betrieben werden. Die Melde- und Maskenpflicht ist ebenfalls nicht geschäftsfördernd. Zu alledem kommt noch das Problem der Personalknappheit in der Gastronomie.

Vor diesem Hintergrund bin ich dankbar für jedes geöffnete Restaurant und akzeptiere auch kleine Servicepannen und Einschränkungen der Menüauswahl, die in normalen Zeiten meine Missbilligung gefunden hätten.

Ich schreibe das im Vorwort, weil ich mich freuen würde, wenn alle Gäste in diesen Zeiten Gelassenheit und Nachsicht mitbringen.

Das Waldesruh am See

Zwischen dem S-Bahnhof Aumühle und dem Mühlenteich liegt das gastronomische Epizentrum des Sachsenwaldes, das ich despektierlich als Fressmeile bezeichne. Hungrige Sachsenwaldbesucher finden hier in unmittelbarer Nähe vier Restaurant: Harlekin, Italia, Bismarck-Mühle und Waldesruh am See. Ich beginne meine kulinarische Sachsenwaldreise heute mit dem Waldesruh am See, das als Hotel und Restaurant seit 2020 unter neuer Leitung von Susen Erdmenger und Christian Möller betrieben wird.

Sachsenwald-DSCF4865

Das alte Fachwerkhaus mit seiner Lage am See und der schönen Terrasse kann man ohne Übertreibung als idyllisch bezeichnen.

Sachsenwald-DSCF4854

Gestört wird die Idylle nur vom „Deutsch-Ostafrika-Denkmal“, das dem Generalmajor Paul von Lettow-Vorbeck gewidmet ist. Das Denkmal selbst besticht durch seltene Scheußlichkeit und grenzwertige Botschaft. Auf jeden Fall ist es ein guter Anlass, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen.

Das Hotel hat übrigens auch interessante Wellness-Angebote, z.B. Waldbaden unter kundiger Anleitung von Kathrin Sohst.

Das Waldesruh am See bietet mehrere Gasträume: Die offene Terrasse, eine lichte Veranda, das „Zirkuszelt“ im Inneren des Hauses und die Jägerstube bieten unterschiedliche Stimmungen – von rustikal bis fein. Ich bevorzuge die Jägerstube, die jedoch bei meinem Besuch am letzten Sonntag geschlossen war. Die Veranda war jedoch eine sehr schöne Alternative, weil man dort einen wunderbaren Blick auf den abendlichen Mühlenteich hat.

Zum Kulinarischen:

Die Speisekarte ist lokal geprägt, d.h., orientiert sich an norddeutschen Klassikern wie z.B. Roastbeef mit Bratkartoffeln und Wildgerichten, die aber modern interpretiert werden. Wir hatten die Kräuter-Wildbouillon mit Maultaschen, den gedämpften Schellfisch mit Blattspinat und Senfsoße, den rosa Hirschrücken mit Speck-Kohl und Polenta und eine Käseauswahl vom Backensholzer Hof bestellt. Da der Hirschrücken aus war, wurde mir Rehrücken als sehr guter Ersatz offeriert.

Was gibt es zum servierten Essen aus unserer Sicht zu sagen?

IMG_4337-2

Der Rehrücken kam wie bestellt kräftig rosa und war tadellos. Der Jus zum Rehrücken war für meinen Geschmack ein wenig zu salzig, vielleicht lag es aber am Speck. Das Kohlgemüse mit dem Speck passte als Beilage wunderbar. Die Polenta zum Wild war richtig klasse – cremig und rund abgeschmeckt.

IMG_4338-1

Der Schellfisch war zartblättrig und absolut grätenfrei. Die Senfsoße war von zurückhaltender Schärfe und passte sehr gut, nur der Blattspinat kam etwas fad daher und hätte ein wenig mehr Abschmeckung vertragen.

IMG_4341-1

Die Käseplatte von der renommierten Käserei Backensholzer Hof mit Rohmilch- und Ziegenkäse war nicht nur sehr gut, sondern geht auch als kleine Mahlzeit für zwei Personen durch.

Fazit: Meine kleine Nörgelei mit dem Salz möchte ich nicht zu hoch hängen, da ich eher salzarm koche, während meine Frau es lieber etwas kräftiger mag. Daher würde ich unter dem Strich sagen, dass wir ein ordentliches Abendessen hatten, das von einem offenen Rotwein vom Weingut Knipser begleitet wurde – ein absolutes Highlight auf der Weinkarte und selten in norddeutschen Restaurants zu bekommen.Serviert wurde – heute auch keine Selbstverständlichkeit – auf ansprechendem Porzellan mit Silberbesteck.Schließlich isst das Auge mit.

Der Rechnung inklusive angemessenem Trinkgeld für den aufmerksamen und netten Service von 130 Euro fanden wir angemessen. Es war ein schöner Abend, den wir in guter Erinnerung behalten.

Ich kann das Waldesruh am See empfehlen und werde sicher wiederkommen.