Bizarr gewachsen, schief, gebrochen, moosbedeckt und uralt – so setzen die skurrilen Knorren geradezu prägende Akzente in den gradwüchsigen Forsten des Sachsenwaldes.
Keine Frage, der Sachsenwald ist längst ein von Menschen gestalteter Kulturwald, der durch effiziente Holzwirtschaft einen wirtschaftlichen Ertrag bringen soll. Dass er trotzdem keine gesichtslose Holzplantage ist, verdankt er einer umsichtigen und abwechslungsreichen Gestaltung, die auch Naturräume und Ästhetik berücksichtigt. Es wird nie langweilig, durch den Sachsenwald zu wandern. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken oder Altbekanntes neu zu sehen.
Wenn ich die alten Solitäre wiedersehe, habe ich inzwischen das Gefühl, als ob ich zu Besuch bei ihnen bin. Manche dieser Methusalems scheinen tot zu sein. Ich mag diese Vorstellung nicht so gerne, weil diese alten Bäume alles andere als tot sind. Vielmehr bieten sie unverzichtbaren Lebensraum für Moose, Flechten, Pilze, Fledermäuse, Spechte und andere Wirbeltiere. Es sind diese scheinbar Toten, in denen der Wald lebt. Nichts vergeht wirklich, alles lebt weiter, nur in neuer Form. Eine schöne Vorstellung, die auch mit dem eigenen Älterwerden versöhnen kann.
Die Knorren sind für mich auch ganz besondere Landmarken im Sachsenwald. An ihnen erkenne ich inzwischen fast jeden Forstort und am liebsten würde ich jedem von ihnen einen Namen geben. Ich fühle mich auch etwas seelenverwandt mit diesen knorrigen Alten, wie sie unbeirrt ihre Haltung bewahren, auf verlorenem Posten in einer Welt, die immer uniformer wird.
Einfach wunderschön!