Bizarr gewachsen, schief, gebrochen, moosbedeckt und uralt – so setzen die skurrilen Knorren geradezu prägende Akzente in den gradwüchsigen Forsten des Sachsenwaldes.

Keine Frage, der Sachsenwald ist längst ein von Menschen gestalteter Kulturwald, der durch effiziente Holzwirtschaft einen wirtschaftlichen Ertrag bringen soll. Dass er trotzdem keine gesichtslose Holzplantage ist, verdankt er einer umsichtigen und abwechslungsreichen Gestaltung, die auch Naturräume und Ästhetik berücksichtigt. Es wird nie langweilig, durch den Sachsenwald zu wandern. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken oder Altbekanntes neu zu sehen.

Wenn ich die alten Solitäre wiedersehe, habe ich inzwischen das Gefühl, als ob ich zu Besuch bei ihnen bin. Manche dieser Methusalems scheinen tot zu sein. Ich mag diese Vorstellung nicht so gerne, weil diese alten Bäume alles andere als tot sind. Vielmehr bieten sie unverzichtbaren Lebensraum für Moose, Flechten, Pilze, Fledermäuse, Spechte und andere Wirbeltiere. Es sind diese scheinbar Toten, in denen der Wald lebt. Nichts vergeht wirklich, alles lebt weiter, nur in neuer Form. Eine schöne Vorstellung, die auch mit dem eigenen Älterwerden versöhnen kann.

Die Knorren sind für mich auch ganz besondere Landmarken im Sachsenwald. An ihnen erkenne ich inzwischen fast jeden Forstort und am liebsten würde ich jedem von ihnen einen Namen geben. Ich fühle mich auch etwas seelenverwandt mit diesen knorrigen Alten, wie sie unbeirrt ihre Haltung bewahren, auf verlorenem Posten in einer Welt, die immer uniformer wird.

Häufig hat der Förster die abgebrochenen Äste neben dem Stamm aufgeschichtet. Sicher gibt es nicht nur ästhetische Gründe für diese Prozedur. Auf jeden Fall eine respektvolle Geste, wie ich finde.

Hier kann ich stundenlang sitzen und einfach nur staunen. Wer an solchen Orten keine Ehrfurcht vor der Schöpfung verspürt, dem ist nicht zu helfen.

Solche Szenen scheinen inszeniert. Bisher lag diese wunderbare Lokation im abgesperrten Saupark. Es bleibt zu hoffen, dass nach der Öffnung der Gatter solche Ensembles nicht durch achtlose Waldgänger zerstört werden.

Meine Lieblingspassage auf dem Billewanderweg. Wie verwunschen schlängelt sich der Pfad durch die alten Eichen.

Viele Forstwege im Sachsenwald sind geradezu idyllisch von alten Eichen gerahmt. Wir befinden uns offensichtlich in einem Privatwald. In Staatsforsten sorgt meist eine fürsorgliche Verwaltung dafür, dass Spaziergänger nicht den Risiken herabfallender Äste ausgesetzt sind. Es bleibt zu hoffen, dass diese Eichen von übertriebener Risikovermeidung verschont bleiben.

Links in Reih und Glied die geraden Fichten, rechts eine Gruppe alter Buchen und Eichen, die in merkwürdiger Umarmung verwachsen sind und die Phantasie angeregen. Die stocksteifen Fichten können nur staunend zusehen, wie geschmeidig die alten Eichen mit den Buchen tanzen…

Die Gallerie