Der Sachsenwald ist kein Wildpark. Wer Wildlife im Sachsenwald erleben will, braucht Ruhe und ein Quäntchen Glück. Die Ruhe bekommt, wer sich im Einklang mit der Natur befindet. Das Glück jedoch kann niemand erzwingen.

Ich bin kein Wildlife-Fotograf. Mein eigentliches fotografisches Interesse gilt der Landschaft des Waldes. Trotzdem ist natürlich mein fotografischer Jagdinstinkt geweckt, wenn ein Sprung Rehe am Wegesrand äst oder mein Weg von einer Rotte Wildschweine belagert wird. Wie oft habe ich mich dann schon darüber geärgert, dass mein schweres Teleobjektiv zuhause geblieben ist und ich dann zusehen muss, wie ich eine Trophäe mit meinem „Immer-dran 16-80mm“ schießen kann. Andererseits mag ich die Fotos am liebsten, in denen das Wild als Teil seines Lebensraums gezeigt wird, sozusagen als i-Tüpfelchen eines schönen Landschaftsbildes.

Der Sachsenwald beherbergt eine kleine Herde Muffelwild. An diesem kalten Morgen kreuzten die Wildschafe meinen Weg durch die Kämpenhege, hier die Nachhut.

– Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass es abseits der Wege mehr zu sehen gibt. Das Wild ist an Menschen auf den Wegen gewöhnt. Wer ins Unterholz geht, treibt das Wild nur vor sich her und bekommt es nie zu Gesicht. Außerdem will wirklich niemand eine führende Bache oder einen rauschigen Keiler in ihren Einständen überraschen.

Die besten Chancen auf Wildbeobachtungen hat, wer früh morgens kurz nach Sonnenaufgang unterwegs ist. Ab besten geht es allein, d.h. auch ohne Hund und ohne parfümhaltige Morgentoilette. Wer langsam und ruhig geht, seine Wandertour gegen den Wind plant und stets in alle Richtungen Ausschau hält, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mit schönen Naturerlebnissen belohnt.



Diese Sauen hatte ich am Rande einer Lichtung gesehen. Erst als ich dichter dran war, konnte ich die Frischlinge erkennen, die um die führenden Bachen herumwuselten.

An diesem Morgen stimmte alles: Die Sonne im Rücken, den Wind von vorne und das Quäntchen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Tipps zum Fotografieren von Wildtieren im Sachsenwald

Wildfotografen, die mit 15 kg Equipment und Tarnzelt in den Wald ziehen, um formatfüllende Porträts vom Wild zu schießen, wissen selbst, wie man das macht.  Die folgenden Tipps wenden sich an Wanderer, die ihre Chance auf Wildbegegnungen im Sachsenwald erhöhen und diese dann mit der Kamera festhalten wollen.

  • Stelle sicher, dass es überhaupt Wild im Revier deiner Wahl gibt. Erkunde dein Revier vorher.
  • Plane deine Tour gegen den Wind.
  • Sei flexibel, wenn der Wind sich ändert oder Jäger unterwegs sind.
  • Geh allein und ohne Stöcke!
  • Gehe möglichst am frühen Morgen und verzichte auf Dusche, Aftershave und Deodorant. Leider auch auf Autan oder andere Mückenschutzmittel.
  • Gehe nicht abends an die Äsungen, sonst ärgert sich der Förster, weil du das Wild in die Unterstände treibst, wo es sich sich an frischen Zweigen und Baumrinde schadlos hält. Außerdem sind die Wälder am Abend voller Jogger, Reiter, Spaziergänger, Geo-Cacher und Mountainbiker.
  • Bleibe auf den Wegen und Pfaden. Abseits der Wege bist du viel zu laut und wirst keinen Erfolg haben.
  • Gehe langsam und leise auf Wegkreuzungen zu und schaue vorsichtig um die Ecke, häufig findest du Rehwild und Wildschweine am Wegesrand.
  • Mach dich vorher kundig, wo es Lichtungen gibt, zu denen es ausgetretene Pirschpfade gibt.
  • Achte auf ausgetretene Wildwechsel über die Waldwege. Dort kann es sich lohnen, ein Stündchen in der Deckung zu warten (Frühstückspause).
  • Wenn du Wild siehst, bleibe sofort stehen. Bewege dich so langsam wie möglich, am besten gar nicht.
  • Wenn deine Kamera einen elektronischen Verschluss hat, schalte ihn ein. Sonst hat man genau einen Schuss frei.
  • Vergiss den Autofokus. Meist wird der im Wald durch Baumstämme und Zweige abgelenkt. Übe immer wieder das manuelle Scharfstellen.

Ein Wort zur Kameraausrüstung:

Wildtiere erlebt man nicht auf Tuchfühlung, selten wird man dichter als 20 m an sie herankommen. Für diese Entfernungen ist ein Teleobjektiv unverzichtbar. Berücksichtigt man noch, dass die meisten Wildbegegnungen bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang stattfinden, so muss das Teleobjektiv auch noch eine gewisse Lichtstärke haben. Mobiltelefone und Taschenkameras stoßen hier an ihre Grenzen. Aber auch wer eine Systemkamera nutzen will, muss Kompromisse eingehen. Die ideale Wildlife-Kombi wäre eine Canon Vollformatkamera mit einem Canon EF 600 mmm f/4 Objektiv. Leider wiegt das Objektiv allein fast 4 kg und kostet knappe 12.000 Euro. Man kann es auch für ca. 140 Euro pro Tag mieten. Wandern ist mit so einem Abflussrohr am Hals allerdings nicht mehr möglich. Vor dem Hintergrund ist ein Zoomobjektiv mit moderater Brennweite und Lichtstärke ein guter Kompromiss. Die meisten der hier vorgestellten Fotos habe ich mit einem 100-400 mm f/4,5 – 5,6 Zoomobjektiv gemacht. Das wiegt zwar auch noch mit der Kamera zusammen zwei Kilogramm, da ich aber die Kamera mit zwei Karabinerhaken an den Schultergurten des Rucksacks befestige, trägt sich diese Kombi noch recht bequem. Meist habe ich auf meinen Wanderungen noch das 16-80mm Objektiv dabei. Ich starte früh morgens mit der langen Brennweite und tausche diese dann bei der Frühstückspause durch das leichtere 16-80 Zoom aus. Sollte mir dann noch ein Tier über den Weg laufen, nehme ich halt das 80er und schneide das Foto am Computer zurecht. Für Drucke reicht die Qualität dann zwar nicht mehr, für Bildschirmdarstellung ist es aber häufig noch gut genug.