Jeder Fotograf wird die Situation kennen: Gleich am Anfang einer Fotosession schießt man „den Bringer“ und weiß genau, dass heute nichts mehr kommt. Eigentlich sollte man dann seine Zeit sparen und Feierabend machen. Aber wer hört schon auf seine innere Stimme.
Wenn ich zum Fotografieren in den Sachsenwald ziehe, entscheide ich bereits vorher, ob ich „durch“ den Wald wandere und dabei ein paar Bilder schieße, oder ob ich „in“ den Wald zu einer vorher bestimmten Lokation gehe und dort in aller Ruhe meine Fotos mache. Von dieser Entscheidung hängt auch die Ausrüstung ab, die ich mit mir herumtrage. Bei den Wanderungen durch den Wald ist das Zoomobjektiv auf der Kamera und vielleicht noch ein Teleobjektiv im Rucksack, während beim geplanten Shooting die volle Ausrüstung mit Stativ dabei ist.
So oder so, ich bin immer glücklich, wenn ich unter den vielen Aufnahmen des Tages auch nur ein bemerkenswertes Bild mit nach Hause bringe.
Zurzeit sammle ich Motive, wo Wald auf Wasser trifft. Das Thema des diesjährigen Kalenders wird wahrscheinlich auch das Motto meiner nächsten Fotoausstellung. Diese Woche sollte es nun eine ausgiebige Fotosession an der Bille im Fahrenhorst sein.
Ich war viele Monate nicht im Billetal und wollte den frisch gefallenen Schnee nutzen, um den Wanderweg zwischen Aumühle und Fürstenbrücke neu zu entdecken. Was ich jedoch überhaupt nicht auf dem Plan hatte, war die Sperrung der Wehr an der Fürst-Bismarck-Mühle. Nach jahrelangen Bauarbeiten war sie erst jüngst fertig, und nun, ein Jahr später, war die Rampe unterspült. In guter deutscher Vollkasko-Mentalität musste natürlich sofort alles abgesperrt werden. Sogar der an der Lindenallee gelegene Waldkindergarten ist nicht mehr erreichbar und musste daher geschlossen werden. Wer auf den Europäischen Fernwanderweg durch das Naturschutzgebiet des Billetals will, muss einen fast zwei Kilometer langen Umweg um den Mühlenteich herum in Kauf nehmen.
Dieses Ärgernis stellte sich dann jedoch als glückliche Fügung heraus. Mein Umweg führte mich über den verschlammten und zum Teil spiegelglatt vereisten Pfad, wo sich die Schwarze Au an den Abbrüchen des Baukamps durch den Sachsenwald schlängelt. Die oben gezeigte Szene sprang mir sofort ins Auge. Und weil das Licht geradezu ideal war, wurde der Umweg zur Location. Das Fotografieren gestaltete sich allerdings etwas umständlich, weil die Ufer der Schwarzen Au total versumpft waren. Das Stativ versank fast 20 cm im Morast und zu allem Überfluss musste auch ich in den Matsch, um ein paar störende Zweige aus dem Bild zu biegen, während ich die voreingestellte Kamera per Fernauslöser bediente. Zum Glück hat mich niemand dabei beobachtet. Eine Assistenz wäre auf solchen Shootings sehr hilfreich…
Als das Bild im Kasten war, wusste ich bereits, dass es in meine persönliche Best-Of-Galerie kommt. Eigentlich hätte ich jetzt nach Hause gehen können. Trotzdem wanderte ich noch weiter zur Bille, an der ich allerdings keine rechte Inspiration mehr fand. Das lag nicht nur daran, dass das erste Bild schon passte. Auch der fürchterliche Baulärm einer Großbaustelle auf dem Gelände der Fürst-Bismarck-Quelle störte die Waldatmosphäre nachhaltig.
Ich probierte noch ein paar Bilder, die ich aber nur zeige, damit sie mich daran erinnern, mit unverbrauchter Inspiration in den Fahrenhorst zurück zu kommen.
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