Foto: Christian Geisler (www.meerfreiheit.com), © 2023 Christian Geisler

Vom Plan zum Bild…

Ich plane gerade ein mehrjähriges Fotoprojekt über die hessischen Wälder. Dieses Vorhaben unter Schirmherrschaft des Landesbetriebes Hessen-Forst ist allein von der Logistik her eine Herausforderung und lässt sich nur mit Hilfe von Sponsoren realisieren. In der hierfür erforderlichen Sponsorenbroschüre muss natürlich auch der Fotograf ansprechend präsentiert werden. Da die üblichen Selbstporträts hierfür nicht in Frage kommen, fragte ich den mir bekannten Fotografen Christian Geisler um Hilfe. Und so verabredete ich mich mit ihm und dem Landrover-Guru Kay Klatt am frühen Morgen am Sachsenwald, um dort an meiner Lieblingseiche ein paar Bilder von machen zu lassen. Die Uhrzeit von 5:00 versprach gutes Licht, auch wenn Christian in seinem Logbuch auf www.meerfreiheit.com berichtet, dass diese Uhrzeit für ihn doch etwas ungewöhnlich sei. Soweit der Plan.

Das Vorbild

Die Bildidee war, mich fotografierenderweise auf dem Dach eines alten Landrover abzulichten. Ein alter Mann auf einem altem Auto vor alten Bäumen. Ich finde, Christian hat diese Idee meisterhaft umgesetzt.

Ich muss jedoch zugestehen, dass das Motiv geklaut war. Ansel Adams, der Godfather der Landschaftsfotografie, pflegte schon in den Vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, vom Autodach zu fotografieren. Die Aufnahme aus dem Jahr 1942 von Cedric Wright, dem Mentor von Anselm Adams, ist ikonisch.

Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass man durchaus von schlechteren Fotografen lernen kann. Außerdem wollte ich einmal sehen, ob die Perspektivenänderung durch zwei Meter Höhenunterschied einen Unterschied beim Bild ausmachen. Dazu weiter unten mehr.

Foto: Cedric Wright, Ansel Adams: Photographing in Yosemite, 1942, gelatin-silver print, Collection Center for Creative Photography, The University of Arizona, © 1942 Cedric Wright

Glückliche Zufälle

Nun war ja der eigentliche Plan, das Bild an einem Hügelgrab im Sachsenwald zu nehmen, das von dieser mächtigen Eiche bewacht wird. Leider, oder im Rückblick glücklicherweise war die Zufahrt zu dem Hügelgrab auch für den Landrover unpassierbar. Der Regen der vergangenen Tage hatte den Weg in knietiefen Morast verwandelt, in dem wir uns zunächst total festgefahren hatten. Dank Differenzialsperre und einiger kleiner Baumstämme konnten wir uns jedoch wieder befreien und so änderten wir unseren Plan und suchten uns eine alternative Location.

Fündig wurden wir dann in einen alten Hutewald, der über einen passierbaren Fahrweg erschlossen ist. Ich wusste von vielen vorhergehenden Besuchen, dass hier am Morgen ideale Lichtbedingungen herrschen. Auch dieser Morgen enttäuschte uns in dieser Hinsicht nicht. Als wir den Ort erreichten, lag er noch im einem leichten Dämmerlicht und mit steigendem Sonnenstand wurde das Licht pointierter. Beste Fotobedingungen! Allerdings erwachten auch die Mücken und ohne das Antibrumm vom Landrover-Profi Kay wären wir aufgeschmissen.

Überhaupt unser Fahrer Kay. Sogar an Heißwasser und Kaffee hatte er gedacht.

Ein neuer Favorit

Nun konnte ich natürlich nicht nur einfach auf dem Dach des historischen Landrovers posen. Dafür war einfach das Licht zu schön und die ungewohnte Perspektive inspirierte mich zu ein paar Bildern dieses historischen Eichenhains. Früher haben hier die umliegenden Bauern ihr Vieh gemästet. Heute ist hier in Mastjahren der Tisch für Schwarz- und Rotwild gedeckt. An diesem Morgen habe ich ein paar stimmungsvolle Aufnahmen mit nach Hause gebracht, die mir noch sehr lange Freude bereiten werden.

Ich bin sogar ziemlich sicher, dass ich hier einen neuen Favoriten geschossen habe. Leider kommen wir jetzt an die Grenzen des Mediums Internet. Es gibt Bilder, die entfalten ihre Wirkung erst, wenn sie großformatig gedruckt werden. Kein Bildschirm vermag den Eindruck zu vermitteln, wie feines Hahnemühle FineArt-Baryta-Papier mit seiner feinglänzenden und leicht strukturierten Oberfläche.

Als ich diese Zeilen geschrieben habe, lag bereits ein DIN A3-Ausdruck der Schwarzweiß-Version auf meinem Schreibtisch. Das hat das Schreiben nicht einfacher gemacht, weil ich immer wieder auf den Druck schauen musste. Die naturgegebene Komposition der Szene, das differenzierte Licht, die feinen Strukturen der Äste und die nuancierten Grautöne – ein einziges Fest für Schwarzweiss-Enthusiasten. Wie gesagt, der Bildschirm reicht nicht an das Barytpapier heran, aber es lohnt sich trotzdem, einmal für die Großansicht auf das Bild zu klicken.

 

Für die Fotofreunde unter den Lesern hier noch die Details der Aufnahme:

Fujifilm X-T5 | ISO 125 | 1/25 s | Fujinon XF 50mm1.0 | f/2.8

SW-Entwicklung unter Capture One mit Fujifilm ACROS-Film-Emulation

Danksagungen

Für dieses kleine Fotofest an einem Sommermorgen im Sachsenwald danke ich dem Fotografen Christian Geisler für die professionellen Porträts, Kay Klatt für den Kaffee und die Bereitschaft, uns seinen historischen Landrover zur Verfügung zu stellen und dem Jagdaufseher Henrik Banaszak für die Fahr- und Fotoerlaubnis.