Als Fotograf bin ich immer daran interessiert, wie andere den Wald sehen. Auf Instagram bin ich auf die Sachsenwaldzeichnungen von Rüdiger Tillmann aufmerksam geworden. Ich finde, dass es ihm sehr gut gelingt, die Strukturen des Waldes sichtbar zu machen. Daher hatte ich mich über die Gelegenheit gefreut, mit dem Zeichner eine gemeinsame Wanderung zu den Fürsteneichen zu unternehmen und dabei mehr über ihn und seine Arbeit zu erfahren.

Wer mit Rüdiger Tillmann gemeinsam wandert, spürt sofort seine besondere Verbundenheit zum Wald. Besonders gefiel mir, wie er den Charakter des Waldes um die Fürsteneichen mit wenigen Kohlestrichen festhalten kann.

Bei Durchsicht seiner Zeichnungen fiel auf, dass sein Blick auf die Natur nicht auf die Idylle fokussiert, im Gegenteil: Seine filigranen, fast hyperrealistischen Tuschezeichnungen zeigen deutlich die Spur des Menschen im Wald. Er zeigt den Sachsenwald ungeschönt als das, was er auch ist: Ein vom Menschen gestalteter Forst, der durch die Holzwirtschaft geprägt ist. Darauf angesprochen, antwortete er mir:

„Richtig. Meine Bilder zeigen keine verklärten romantischen Ansichten des Waldes. Wer wie ich auf einem Bauernhof im Sauerland direkt am Waldrand aufwächst, ist vielleicht nicht ganz gegen idealisierende Idylle immun, hat aber auch ein pragmatisches Verhältnis zur Natur mit auf den Weg bekommen. Ich will zeichnerisch beschreiben und verstehen.“

Ein schöner Zufall war, dass wir in unserem Gespräch festgestellt haben, dass wir beide von einem Buch angetan sind, das nicht unbedingt in jedem Bücheregel steht: Im Wald von John-Lewis Stempel, Dumont 2020.

Gerne mache ich für diese kleine Perle der Waldliteratur unbezahlte Werbung. In seinem kleinen Buch erzählt der Waldbesitzer Stempel über den Lauf des Jahres im Cockshutt Wood. In unprätentiöser Weise beschreibt er die Bäume, die Tiere und die Menschen rund um sein Wäldchen im Südwesten von Herefordshire. Einfache und grundehrliche Lyrik, die das Wesen des Waldes erlebbar macht. Und da sehe ich eine Parallele zu den Waldbildern von Rüdiger Tillmann: Eine präzise und schnörkellose Beschreibung des Waldes.

Ich habe einige Anläufe gemacht für die Schwarzweißfotografie im Wald gemacht. Leider war ich mit den Ergebnissen nie wirklich zufrieden. Die Bilder von Rüdiger Tillmann zeigen mir, dass Stahlfeder und Japantinte geeigneter sind, die Strukturen im Gewimmel des Waldes sichtbar zu machen.

Die Chance ist leider gering, Rüdiger Tillmann bei seiner Arbeit im Sachsenwald anzutreffen, wenn er mit seinem Skizzenblock auf dem Boden sitzt und mit schnellen Strichen seine Eindrücke zu Papier bringt. Wer Interesse an seiner Arbeit und seinen Werken hat, findet ihn im Internet unter https://derwaldrauscht.de und auf Instagram unter @ruediger_tillmann.

Rüdiger Tillmanns Sachsenwaldbilder

Alle Rechte für die hier gezeigten Zeichnungen liegen bei Rüdiger Tillmann.

Klick auf das Bild für vergrößerte Darstellung

Sachsenwaldweg, 2018

Tusche auf Papier & ink wash

Südlicher Sachsenwald, 2018

Tusche auf Papier & ink wash

Schmetterlingsgarten, 2018

Tusche auf Papier & ink wash