Das Schöne ist eine Gratwanderung zwischen Chaos und Ordnung (Friedrich Kramer)

Vorbemerkungen

Ordnung ist ein fragiler Zustand, der ins Chaos zerfällt, wenn ihm nicht fortlaufend Wärme, Geld, Arbeit, Kolorien oder andere Energie zugeführt wird. Dieses universelle Prinzip lässt sich überall, vom Weltall bis zum eigenen Kühlschrank beobachten, wobei mein Schreibtisch auch eine brauchbare Laboranordnung abgibt.

Die Antagonisten Chaos und Ordnung inspirieren nicht nur Wissenschaftler und Künstler, sondern ganz offensichtlich auch Förster. Der Sachsenwald ist ein Kulturwald aus planvoll gehegten Forsten, die eine nachhaltige Rendite erbringen sollen. Dass die effiziente Ordnung des Waldes nicht langweilig wird, liegt häufig an markanten Baumgruppen oder Solitären. Sie brechen den Gleichwuchs und die Regelmäßigkeit ihrer Umgebung und fangen unseren Blick. Es ist jedoch offensichtlich, dass hier nicht der Zufall, sondern ein ästhetisches Konzept dahinter steht.

Im Witzhaver Viert

Wer glaubt, dass die altehrwürdigen Eichen hier im Witzhaver Viert bei der Forstpflege nur vergessen wurden? Diesen knorrigen Einzelgängern werde ich noch einen eigenen Artikel im Sachsenwaldblog widmen.

Wer mit den Förstern das Gespräch sucht, wird schnell feststellen, dass sie nicht nur renditeorientierte Forstwirte sind. Forstleute lieben ihren Wald und haben einen Sinn für Schönheit. Die kleinen Inseln des Chaos im sonst planvollen Forst belegen das. Dort darf auch das Krumme, das Bizarre und das Schiefe wachsen. Ein Förster des Sachsenwaldes sagte mir einmal, dass die Besitzer des Sachsenwaldes auch Wert auf eine ästhetische Waldentwicklung legen. Mancher Staatsforst könnte davon lernen. Der Sachsenwald zeigt, dass Effizienz und Schönheit sich nicht ausschließen. Leider sind staatliche Wälder auch haftungsrechtlich heikel, schließlich kann ein schiefer alter Baum auch mal umstürzen und Spazierengehende verletzen. Und weil Politik das Risiko scheut wie das Reh den Spaziergänger, hegen wir das natürliche Chaos in Naturschutzzonen ein. Wandernde werden dann auf gut gemeinte und noch besser geschotterte Wege geleitet, die zwar sicher, häufig genug jedoch langweilig sind. Das aber ist noch Stoff genug für eine andere Geschichte.

Zum Titelbild des Artikels

Wo die Eichen mit den Buchen tanzen

In der Buschhege finden aufmerksame Wanderer am Rande des Baumweges diese bizarre Baumgruppe. Ich muss offen lassen, ob wir diese Komposition einer spielerischen Laune der Natur oder der Hand des Försters zu verdanken haben. Links in Reih und Glied die geraden Fichten, rechts eine Gruppe alter Buchen und Eichen, die in merkwürdiger Umarmung verwachsen sind und die Phantasie angeregen. Die stocksteifen Fichten können nur staunend zusehen, wie geschmeidig die alten Eichen mit den Buchen tanzen.

Mit dieser Fotografie beginne ich die Galerie-Serie, in der ich die besonderen Bilder dieses Blogs vorstellen werde.